CRIVITZ MITTENDRIN- AUF DER SPUR DER FISCHE
Förderprogramm des Landes MV „Lebendige Innenstädte“ – Crivitz mittendrin – Auf der Spur der Fische
Crivitz wird in den kommenden 2 Jahren durch das Wirtschaftsministerium mit höchstmöglicher Summe von 50.000 € und 80% Personalkosten für einen City-Manager (20 Wochenstunden) bedacht, um vor allem die Unternehmen im innerstädtischen Bereich zu unterstützen und für mehr Kundschaft und damit für mehr Umsatz zu sorgen. Was sich genau dahinter verbirgt, lesen Sie hier:
Projekt Lebendige Innenstädte vom 01.01.2022 bis 31.12.2023- gefördert vom Wirtschaftsministerium MV
Ausgangslage
Geschäfte und Gastronomie mussten schließen, leerstehende Geschäfte in der Innenstadt wurden in letzter Zeit vorrangig von Dienstleistern und Büros und nicht vom Einzelhandel angemietet. Nach vorsichtigen Öffnungen versuchten Händler mit Straßenaufstellern und Angeboten unter Einhaltung der strengen Auflagen zu locken. Die Gastronomie kam fast völlig zum Erliegen. Es befinden sich derzeit aber bereits zwei gastronomische Unternehmen direkt am Markt im Aufbau, wobei es durch die Pandemie zu einer sehr schwierigen Situation für beide führte und eine Eröffnung um Monate verschoben werden musste. Das denkmalgeschützte Crivitzer Kulturhaus, jetzt mit dem Namen Volkshaus, wurde von einem Hamburger Schauspieler schrittweise saniert und soll zu einem kulturellen Höhepunkt in unserer Region entwickelt werden. Noch ist die Einnahmesituation sehr angespannt, weil die Veranstaltungsbranche weiterhin sehr eingeschränkt ist. Manche Menschen sind ängstlich und wollen derzeit gar nicht erst raus. Veranstaltungen und Aktionen im Outdoorbereich sind beliebter bzw. es wird versucht, möglichst viel in den Outdoorbereiche zu verlegen. Die Parksituation ist punktuell nicht ausreichend.
Die Vereinsarbeit war zum Teil fast gar nicht mehr möglich und läuft auch jetzt erst ganz langsam wieder an. Die Hygienevorschriften sorgen dafür, dass viele Veranstaltungen lieber gleich gar nicht stattfinden, weil der personelle Aufwand enorm hoch ist, aber auch die Akzeptanz der Maßnahmen von den Menschen sehr unterschiedlich ertragen werden.
So gibt es positive, aber auch negative Entwicklungen in der Pandemiezeit, die wir ebenfalls gern zum Positiven wenden möchten.
Trotz Hilfsangeboten haben die meisten betroffenen Unternehmen versucht, sich aus eigener Kraft, oft mit Einsatz privater Finanzen über Wasser zu halten. Das zeichnet sicher auch das Unternehmersein aus, für manchen wurde es sehr grenzwertig.
Außerdem suchten sich Mitarbeiter sicherere Arbeitsfelder und fehlen damit bis heute ganz besonders im Tourismus und der Gastronomie. Durch die Pandemie haben viele Menschen ihr Einkaufsverhalten auf die digitale Ebene verlagert. Zudem fanden keine Feste und Veranstaltungen statt, die die Menschen in die Stadt lockten. Touristen, die eine sichere Einnahmequelle unserer Region sind, fehlten plötzlich völlig. Vorsichtige Öffnungsszenarien machten den Start schwierig, denn Kosten entstanden durch Energieverbrauch und Personal, aber die Kundschaft war immer noch spärlich und stark reduziert und das zum Teil bis heute. Glücklicherweise ist Crivitz nur in ganz geringem Maße von Geschäftsaufgaben betroffen. Damit das auch in Zukunft so bleibt und vielleicht ein kleiner Anstieg erreicht wird, wollen wir gemeinsam mit allen Akteuren im Ort unsere Kräfte bündeln und mit Hilfe des Förderfonds auch finanzielle Mittel einsetzen.
Ziel des Projektes
Einerseits wollen wir die Attraktivität und Belebung der Innenstadt (Altstadt) erhöhen, die Erreichbarkeit der Unternehmen auch für Gehbehinderte und Ältere, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, erleichtern, und die Verweildauer der Besucher in der Innenstadt, dem Herzstück der Stadt, verlängern. Mit gezielten Marketingstrategien soll die unternehmerische Vielfalt unserer Stadt erlebbar und vor allem nachhaltig gemacht werden. Andererseits wollen wir die Unternehmen (schwerpunktmäßig Einzelhandel, Gastronomie, Veranstaltungsbranche) unterstützen, durch geeignete Mittel ihre mediale/ digitale Präsenz zu erhöhen bzw. neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Das äußere Erscheinungsbild der Stadt soll attraktiver werden, um auch Menschen von der Umgehungsstraße zu uns einzuladen. Menschen aus der Neustadt (zumeist Ältere, die nicht mehr so mobil sind), wünschen sich seit Langem einen Shuttleservice innerhalb der Stadt. Aufgrund der nicht ausreichenden Parkplätze in der Innenstadt wäre dies eine gute Lösung. Mittelfristiges Ziel ist die Umgestaltung der Innenstadt und schwerpunktmäßig des Marktplatzes zum Zentrum für alle (auch senioren- und behindertengerecht) mit vielfältigen Angeboten und Teilhabe für jeden. Der Markt als Zentrum des Wohlfühlens und des Miteinanders. Dafür ist ein Netzwerk der Akteure vor Ort notwendig
Beschreibung der vorgesehenen Aktivitäten
Moderierte Dialoge in Form von Workshops, Mitmachaktionen und Umfragen sollen die Menschen vor Ort stärker in den Entwicklungsprozess unserer Innenstadt einbeziehen. Die größere Transparenz soll zum Mitmachen inspirieren.
Die neu geschaffene Stelle des Citymanagers soll helfen, direkten Kontakt zu allen aufzunehmen, da erfahrungsgemäß nur der Email- oder Telefonkontakt nicht ausreicht, die Kräfte vor Ort wirklich zu mobilisieren. Wir versprechen uns von direkten Vor-Ort-Gesprächen mit den verschiedenen Akteuren einen deutlich besseren Erfolg. Dafür braucht es aber viel Zeit, die wir Ehrenamtlichen allein leider nicht ausreichend haben.
Wir wollen außerdem in diesem zweijährigen Prozess mit den Bürgerinnen und Bürgern klären, wie der Markt als Mittelpunkt für die Zukunft aussehen soll. Es wird eine enge Zusammenarbeit städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Amt geben. Zu den Foren werden IHK, Handwerkskammer und die Wifög eingeladen und wer sonst noch für unsere Sache gebraucht wird.
Mit einer Stadtmesse wollen wir künftig den Jahresempfang und die Vorstellung der Unternehmen verknüpfen. Die Reflektion des Erreichten wird mit diesem Tag eng verbunden sein, so dass deutlich wird, wie das bei den Besuchern ankommt und wie es den beteiligten Unternehmen damit geht.
Aktivitätsbudget Stufe a = 20.000 €
In dieser Aktivitätenstufe sehen wir die wichtigsten Dinge, die wir in jedem Fall mit Ihrer Hilfe umsetzen möchten.
-> Stadtforum als Ideenschmiede: Mit einem Stadtforum mit Workshops und Moderation und dem Citymanager wollen wir während des zweijährigen Prozesses mehrere Dialogveranstaltungen durchführen. Zuerst geht es darum, Wünsche, Ideen, Anregungen und Hinweise der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen, um daraus eine gemeinsame Zukunftsstrategie für die Stärkung des Stadtkerns zu entwickeln. Verkehrsberuhigung, Parkplatzmöglichkeiten, Fahrradnutzung, Sitzgelegenheiten u.v.m. sind dabei zu berücksichtigen. Im weiteren Verlauf gegen Ende des ersten Jahres wird es einen Zwischenstand geben. Zum Ende 2023 werden wir dann eine Rückschau halten und die Abrechnung der erreichten Maßnahmen in ihrer Wirkung und Nachhaltigkeit prüfen, und eine fortführende Strategie über das Jahr 2023 hinaus verabschieden. Mit dem bereits ausgebauten kleinen Netzwerk „Crivitz digital“ werden wir den Unternehmen entsprechende Hilfestellungen und Unterstützung geben, um auch online stärker zu werden. Für Moderatoren und Dienstleistungen benötigen wir etwa 4.000 €. -> Lockmittel für potenzielle Kunden mit Eyecatcher an der Umgehungsstraße: Jetzt sind die Verkehrsinseln von Schwerin und Parchim stadteinwärts grau gepflastert und zeitweise mit Unkraut bewachsen. Diese wollen wir mit hiesigen Gärtnereiprodukten schöner und so die Stadteingänge einladender gestalten für ca. 4.000 €.
-> Außerdem benötigen wir ein kleines Werbebudget für Flyer- z.B. für das Angebot des Monats, Straßenverkaufs-Events, aber auch für Werbung auf Social Media. Wir wollen eine Eigenmarke entwickeln und Einkaufstaschen, evtl. auch Mehrwegbecher für Veranstaltungen bedrucken lassen. Dafür benötigen wir etwa 3.500 €.
-> Imagefilm über die Stadt Crivitz: Zur Mitarbeitergewinnung, aber auch zur Werbung wollen wir in einem Kurzfilm die Stärken und Charme unserer Stadt hervorheben. Das kostet etwa 3.500 € -> Historischer Stadtspaziergang und Wegweiser: In diesem Jahr haben wir anlässlich unseres Stadtjubiläums begonnen mit einem historischen Stadtrundgang. Einwohner, Heimatvereinsmitglieder und Bürgerhausteam bringen seit einigen Monaten alte Geschichte und Geschichten in einem jährlich erscheinenden Chronikheft zusammen. So erzählten uns manche auch die Geschichte ihres Hauses und belegten die Entwicklung mit alten Fotos. Diese wollen wir nun an den Gebäuden und auf unserer Homepage veröffentlichen. Dafür wollen wir zusammen mit den Eigentümern ansprechende einheitliche Schilder an den Gebäuden anbringen und mit der Homepage der Stadt für weiterführende Informationen verknüpfen. Hierfür planen wir 5.000 € ein. Der Heimatverein wird spezielle Führungen durchführen, um unser Crivitz bekannter zu machen und zusätzliche Besucheranreize zu geben.
Aktivitätsbudget Stufe B = 15.000 €
Der Höhepunkt aller vorgenannten Aktivitäten soll eine jährliche Stadtmesse sein. Dort soll künftig die vom Citymanager vorbereitete und organisierte Präsentation aller interessierter Unternehmen aus Handel und Handwerk, Medizin, Dienstleistungen u.v.m. sowie Akteure aus Kunst und Kultur in unserer Innenstadt stattfinden. Hierfür soll die Große Straße und der Bereich um den Markt herum gesperrt werden, damit sich auch die am Stadtrand oder in den Ortsteilen angesiedelten Firmen präsentieren können. Ein Shuttleservice, z.B. Pferdekutschen, oder Amtsbus sorgt für die Verbindung von außen in die Innenstadt und heimwärts. Musik, Show und Licht dürfen dabei nicht fehlen. Wir schätzen die Kosten ähnlich wie unser Stadtfest auf ca. 15.000 €.
Aktivitätsbudget Stufe C = 15.000 €
Sollte es dazu kommen, dass wir es sogar bis zu dieser Stufe schaffen, käme noch ein Sahnehäubchen obendrauf. Zur nachhaltigen Verbindung unserer Stadtteile, wünschen wir uns einen gebrauchten Bürgerbus (9 Sitzer) mit ehrenamtlichen Fahrern zur dauerhaften Verbindung Alt- und Neustadt sowie Ortsteile.
Ein weiterer Wunsch wäre die Finanzierung einer Leihgabe des Künstlers Heiko Voß, der eine Stele zur beliebtesten Sage der Stadt – dem Crivitzer Fischregen– gestaltet hat. Der Künstler hörte von unserer Sage und von den Kindern der Regionalen Schule gab es bereits ein kleines Modell dazu.
Davon inspiriert gestaltete er eine wunderschöne Stele, die er am See als Leihgabe aufstellte. Seitdem verziert sie unseren Uferweg am See. aber die Stadt hatte bisher nicht das Geld, um hier aktiv dieses Kunstwerk zu kaufen. Zu sehr drückte und drückt uns der Haushalt mit den kostenintensiven Sanierungen in unseren Kindertagestätten und Schulen, so dass wir ihn bis heute nicht kaufen konnten. Schon jetzt ist es für die Unternehmen und Menschen vor Ort eine ganz wichtige Identifikation mit Crivitz. Der aufmerksame Besucher findet an verschiedenen Orten in der Stadt in die Gehwege eingearbeitete Fische – sozusagen auf den Spuren der Fische – nach dem Modell der Stolpersteine. Sie führen bis in die Innenstadt und es werden jährlich mehr. Hierfür veranschlagen wir 15.000 €
Fotos: Brusch-Gamm
An der Erarbeitung der Ideen haben im Vorfeld bereits seit Jahren der Crivitzer Unternehmerinnenstammtisch, das Unternehmerforum, die Arbeitsgruppe Marktplatz, Stadtvertreter, sachkundige Einwohner und Bürger mitgewirkt, bei denen ich mich herzlich bedanke. Diese Ideen haben wir nun gebündelt und in unseren Fördermittelantrag gepackt. Sie haben bewirkt, dass wir nun 50.000 € und 80 % der Personalkosten für einen City- Manager mit 20 Wochenstunden vom Wirtschaftsministerium sozusagen geschenkt bekommen. Nun kann es uns gelingen, diese Ideen zielgerichtet einzusetzen. Möge es uns alle gemeinsam ein Stück weit mehr verbinden, uns und unsere Stadt weiter voranbringen und damit die Geschäfte ankurbeln. Das allein wird nicht ausreichen, aber ich bin sicher, dass wir damit positive Folgeeffekte bewirken können.
Britta Brusch-Gamm
Bürgermeisterin Stadt Crivitz